- Sinan
- Sinạn,osmanischer Baumeister, * vielleicht bei Kayseri 1491 (oder 1489), ✝ Konstantinopel 1588 (oder 1587); wuchs als Sohn christlicher Eltern auf, kam noch als Knabe nach Konstantinopel, um zum Janitscharen erzogen zu werden, nahm unter Süleiman dem Prächtigen 1521-38 als Militäringenieur an verschiedenen Feldzügen teil. 1538 wurde Sinan Baumeister für das gesamte Osmanische Reich; diese Stellung behielt er unter drei Sultanen. Unter seinen mehr als 300 Bauten (Moscheen, Medresen, Mausoleen, Paläste, Bäder, Krankenhäuser, Armenküchen) ragen die Istanbuler Prinzenmoschee (Şehzade Camii) und die Moscheen Süleimans des Prächtigen in Istanbul (Süleymaniye Camii) und Selims II. in Edirne (Selimiye Camii) hervor. Auch seine Ingenieurwerke waren bedeutend (z. B. der 265 m lange Aquädukt von Mağlova zur Wasserversorgung von Istanbul, 1554-64). Die Auseinandersetzung mit Grund- und Aufriss der Hagia Sophia als Kombination von Zentralkuppel mit Halbkuppeln von gleichem Durchmesser bestimmt u. a. die Şehzade (1544-48) und die Süleymaniye (1550-56). In der Mihrimah-Moschee (Mihrimah Camii) in Istanbul (um 1556) lässt Sinan die Halbkuppeln fort und stützt die 37 m hohe Kuppel (Durchmesser 20 m) auf (durchfensterte) Schildwände. Daneben wird für ihn die frühosmanische Baukunst wichtig; der Grundriss der Großen Moschee in Manisa (von 1374) ist der Ausgangspunkt für seine Achteckmoscheen (Rüstem Paşa Camii, 1561, Istanbul; Selimiye, 1568-74), der Grundriss der Üç Şerefeli Camii (1437-47) in Edirne für seine Sechseckmoscheen (Sinan Paşa Camii, 1556; Sokollu Mehmet Paşa Camii, 1571; beide Istanbul). In der Gestaltung des Moscheeninnenraums verwirklicht Sinan ein Konzept einheitlicher Raumwahrnehmung, den Außenbau dynamisiert er durch Abstufung der Baumassen und kontrapunktisch eingesetzte hohe, schlanke Minarette.S., bearb. v. U. Vogt-Göknil u. a. (1993).
Universal-Lexikon. 2012.